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Klinische Ergebnisse im Vergleich der Stripping-Methode und der CHIVA-Behandlung der Varizen der Beine.
Jordi Maeso, Jordi Juan, José María Escribano, Nicolás Allegue, Angela
Di Matteo, Elena González, Manuel Matas, Barcelona, Spanien
Abteilung für Angiologie, Gefäßchirurgie und Endovascularchirurgie der
Universitätsklinik Vall de’ Hebron, Barcelona, Spanien
Zusammenfassung
Mit der Zielsetzung, die Ergebnisse der Behandlung der Varizen der
Beine mit der Methode CHIVA (haemodynamische und ambulante Behandlung der
oberflächlichen Veneninsuffizienz) und dem Stripping zu vergleichen,
führten wir eine prospektive, historische und nicht randomisierte Studie
zweier Patientengruppen durch, die in unserer Abteilung behandelt wurden.
Unabhängige Beobachter haben die Ergebnisse ausgewertet.
85 Patienten wurden mit der Stripping Methode der Vena saphena magna im
Zusammenhang mit Phlebektomien operiert und 90 Patienten mit der
CHIVA-Methode. Das klinische Follow-up erfolgte über 3 Jahre. Wir
untersuchten: 1. die Anwesenheit von Varizen (1,1 % Fehlschläge in der
CHIVA Gruppe und 15,3 % in der Stripping Gruppe), 2. das Auftreten von
Telangiektasien (8,9 % in der CHIVA-Gruppe und 65,9 % in der Stripping
Gruppe), 3. die Zufriedenheit der Patienten bezüglich der ästhetischen
Ergebnisse (2,3 % unzufriedene Patienten in der CHIVA-Gruppe und 16,5 % in
der Stripping-Gruppe), 4. die Beschwerden nach dem Eingriff (1,1 %
Beschwerden in der CHIVA-Gruppe, 21,2 % in der Stripping-Gruppe), 5. die
Anwesenheit einer Läsion des Nervus saphenus (1 Patient in der
CHIVA-Gruppe und 16 Patienten in der Stripping-Gruppe).
Es lag eine statistische Differenz bei allen fünf Parametern zu Gunsten
der in der CHIVA-Gruppe operierten Patienten vor.
Schlussfolgerungen:
1. In der Serie der Untersuchungen bezüglich der Anwesenheit von
Varizen, der klinischen Symptomatologie, der Anwesenheit von
Teleangiektasien, der Zufriedenheit der Patienten und der neurologischen
Komplikationen, sind die Ergebnisse 3 Jahre nach dem Eingriff an den
Varizen deutlich besser, wenn die CHIVA-Methode angewandt wurde im
Vergleich zu den Patienten, bei denen das Stripping verwendet wurde. Summary
With the aim of comparing the results of treating varicose veins in the
lower limbs by CHIVA (hemodynamic and ambulatory cure of superficial
venous insufficiency) or stripping, we carried out a prospective,
historic, and non-randomised study of two groups of patients operated on
our service.
Independent observers evaluated the results.
Eighty-five consecutive patients were operated on by stripping the long
saphenous veins related to phlebectomies, and ninety using CHIVA
technique. The clinical follow-up was over three years. We evaluated: 1)
the presence of varicose veins (1,1% failure rate in the CHIVA group and
15.3% in the stripping group), 2) the appearance of telangectasia (8.9%
for cases of telangectasia in the CHIVA group and 65,9 in the stripping
group) 3) the level of satisfaction regarding the aesthetic results (3.3%
dissatisfaction in the CHIVA group and 16.5% in the stripping group), 4)
symptomatology following the operation (1,1% failure rate in the CHIVA
group and 21,2% in the stripping group), 5)the presence of damage to the
saphenous nerve (just one patient in the CHIVA group and 16 in the
stripping group). There was a significant statistical difference over the
five parameters studied in favour of the patients operated on using CHIVA
technique compared with those operated on by stripping of the saphenous
vein and phlebectomies.
Conclusions:
1-.In the series of studies concerning the presence of varicose veins,
their clinical symptomatology, the presence of telangectasia, the
satisfaction of patients with the aesthetic results, and neurological
complications, the clinical results three years after operating on
patients with varicose veins using CHIVA technique are better than those
operated on by stripping. Key words: Varicose veins, CHIVA, stripping, Veins-Surgery, Ambulatory
surgery
Einleitung:
Die venöse Insuffizienz ist die häufigste periphere vaskuläre
Erkrankung. Eine Veränderung ihrer Behandlung sorgt logischerweise für
Bewegung in der ärztlichen Welt. Im Verlauf des 20. Jahrhunderts war der
erste große Schritt für die Behandlung der Krampfadern die Extirpation der
Vena saphena magna mit Hilfe eines Drahtes, beschrieben durch Keller 1905.
Mayo beschrieb 1906 die intraluminale Phleboextraktion. 2 Jahre später
wandte Babcock zum ersten Mal eine Sonde an, die der heute in Verwendung
befindlichen sehr ähnlich war (1).
Nach 1908 gab es sehr wenig Bewegung in der Behandlung der Varikosis
bis 1966, als R. Muller die ambulante Venenentfernung vorschlug. (2). Die
letzte große Innovation war die venenerhaltende hämodynamische Behandlung
der Veneninsuffizienz (CHIVA), die 1988 durch Franceschi beschrieben wurde
(3) und die die Behandlung der Venenerkrankung mit Erhalt der
oberflächlichen Beinvene darstellt. Die bis dahin einzige Behandlungsform
der Veneninsuffizienz war die Entfernung der erkrankten Venen mit oder
ohne Entfernung oder Verödung der varikösen Seitenäste.
Die CHIVA-Behandlung ist eine venen-erhaltende Therapie im Gegensatz zu
den klassischen venen-zerstörenden Behandlungen. Sie konnte aufgrund des
Fortschritts der Doppler-Echographie entwickelt werden, da nun eine
anatomische und funktionelle Kartographie der oberflächlichen Venen
möglich ist. Obwohl die variköse Erkrankung in Zusammenhang mit einer
Degeneration der Venenwand steht, benötigt ihr klinischer Ausdruck die
hämodynamischen Bedingungen der Orthostase. Die Korrektur der
hämodynamischen Anomalien durch Fraktionierung der Drucksäule und
Unterbrechung der veno-venösen Rezirkulationen verhindert den klinischen
Ausdruck der Krankheit und erhält die Drainagefunktion der oberflächlichen
Gewebe über das oberflächliche venöse Netz. (4). –Diese oberflächliche
Drainagefunktion wird durch das Stripping zerstört.
Nach 1988 hat eine starke Diskussion über die Ergebnisse dieser Technik
die Welt der Gefäßchirurgen erschüttert, insbesondere, weil keine
prospektive Studie vorliegt. Nur ein Artikel von Capelli et al. (5) hat
die Ergebnisse der Patienten, die nach CHIVA operiert wurden, mit denen
aus drei veröffentlichten Serien mit der Stripping-Methode verglichen
(6,7,8). Wir haben daraufhin beschlossen, eine Studie zu beginnen, in der
wir Patienten vergleichen, die von uns in unserem eigenen Krankenhaus
behandelt wurden, mit Stripping und mit CHIVA.
Material und Methoden:
Zwischen Januar 1990 und Juni 1998 haben wir in unserer Abteilung 1.330
Beine an Varizen operiert. Die Figur 1 zeigt die zahlenmäßige Entwicklung
beider Techniken in unserer Abteilung. 1991 haben wir 97 Beine mit
Stripping und 4 Beine mit CHIVA behandelt. 1993 lag die Aufteilung bei ca.
50 % und nach diesem Datum ist die Anzahl der Eingriffe mit CHIVA deutlich
gestiegen und die der Stripping ist bis 1995 gesunken. Ab diesem Zeitpunkt
haben wir keinen Patienten mehr mit Stripping operiert. Wir behandeln
seitdem die Patienten nur noch mit der CHIVA-Methode.
Figur 1
Diese Studie ist prospektiv und historisch, nicht randomisiert und ist
von zwei unabhängigen Beobachtern ausgewertet worden. Wir haben nach 3
Jahren 85 Patienten, die wir zwischen 91 und 93 mit der Stripping-Methode
behandelt haben, nachuntersucht. Bei ihnen wurde das Stripping der Vena
saphena magna durchgeführt in Verbindung mit der Phlebektomie der
Seitenastvarizen. Verglichen wurden diese Patienten mit 90 Patienten, die
wir 1994 mit der CHIVA-Technik behandelt haben. Einige Patienten hatten
eine Operation an beiden Beinen. Wir haben beschlossen, nicht die
Patienten, die wir mit der CHIVA-Methode in den Jahren 91 bis 93 behandelt
haben, für diese Studie zu wählen, um die bekannten Effekte der Lernkurve
aus der Studie auszuschließen.
Das mittlere Alter der Patienten der Gruppe CHIVA war 50,9 + 12,8 Jahre
und in der Stripping-Gruppe 48,9 + 11,1 Jahre. In der CHIVA-Gruppe waren
18 (20 %) Männer und 72 (80 %) Frauen und in der Stripping-Gruppe 29 (34,1
%) Männer und 56 (65,9 %) Frauen.
Da es sich um eine historische Studie handelt, haben wir die Patienten
nicht nach der Klassifikation CEAP eingeteilt. Alle Patienten hatten eine
oberflächliche venöse Insuffizienz mit Varizen größeren Volumens und ein
gesundes und kontinentes tiefes Venensystem. 150 Patienten hatten
funktionelle Symptome der Veneninsuffizienz (Schmerzen und / oder Ödeme
der Beine), 81 (95,2 %) in der Stripping-Gruppe und 69 (76 %) in der
CHIVA-Gruppe. Alle Patienten, die mit Stripping behandelt wurden, waren
vor dem Eingriff klinisch und mit Doppler-Echographie untersucht worden.
Wir führten eine Studie des Refluxes in der Saphena und des Zustandes der
tiefen Beinvenen durch. Die CHIVA-Gruppe wurde mit einer
Doppler-Echographie untersucht, um den anatomischen und funktionellen
Zustand der oberflächlichen und tiefen Beinvenen festzustellen und eine
Kartographie für die chirurgische Strategie aufzustellen.
In der Stripping-Gruppe wurde die prae-operative Anzeichnung der
Krampfadern auf klinischer Basis durchgeführt. Es wurde eine epidurale
Anaesthesie angewendet. Es wurde ein komplettes Stripping durchgeführt.
Die mittlere Krankenhaus-Aufenthaltsdauer betrug 3 Tage. Die Patienten der
CHIVA-Gruppe wurden in örtlicher Betäubung und ambulant behandelt. Kein
Patient wurde stationär aufgenommen. Vor dem Eingriff wurde die
Ultraschall-Markierung der Ligaturpunkte auf der Haut durchgeführt, mit
dem Ziel, die Drucksäule zu unterbrechen und die venovenösen Shunts zu
verschließen, unter Erhalt der Drainage über die
Wiedereintritts-Perforanzvenen (9, 10, 11).
Alle Patienten wurden nach 3 Jahren klinisch nachuntersucht. Der
Untersucher, der an keiner der Behandlungen teilgenommen hatte, erhob
folgende Daten:
Die Ergebnisse sind statistisch mit der Chi- Quadrat von Pearson
Studien und dem Test von Mantel-Haenszel und der Yates Korrektur
untersucht worden.
Ergebnisse:
Die Ergebnisse können Sie den Tabellen I bis VIII entnehmen.
Tabelle I
Tabelle II
Vergleich der eigenen Patienten Stripping vs. CHIVA
Tabelle III
Vergleich der eigenen Patienten Stripping vs. CHIVA
Tabelle IV
Vergleich der eigenen Patienten Stripping vs. CHIVA
Tabelle V
Vergleich der eigenen Patienten Stripping vs. CHIVA
Tabelle VI
Vergleich der eigenen Patienten Stripping vs. CHIVA
Tabelle VII
Vergleich der eigenen CHIVA-Patienten (H.V.H.) mit denen von Capelli et
al.
Tabelle VIII
Vergleich der eigenen Stripping-Patienten mit denen aus der
Literatur
Tabelle IX
Vergleich der eigenen CHIVA Patienten mit den Stripping-Serien aus der
Literatur
Diskussion:
Im Gegensatz zu anderen Gefäßerkrankungen haben wir wenige
Veröffentlichungen über die Ergebnisse der Behandlungen der Varizen der
Beine gefunden. Es liegen wenige gut dokumentierte Untersuchungen über die
Ergebnisse des Strippings vor, obwohl diese Behandlungsform immerhin die
am häufigsten angewendete Methode darstellt. Die Ursachen hierfür liegen
ohne Zweifel in den Schwierigkeiten, die Ergebnisse der Behandlung
auszuwerten, zumal die Erkrankung als banal und gutartig angesehen wird.
Nach 1995 haben wir nur noch die Varizen der Beine mit der
CHIVA-Methode behandelt. Mit der vorliegenden Untersuchung haben wir
versucht, die Ergebnisse und Schlussfolgerungen von Capelli et al. zu
bestätigen (5).
Die zwei Gruppen waren homogen, was das Alter betrifft (50,9 Jahre
versus 48,9 Jahre). Bezüglich der Aufstellung der Geschlechter waren mehr
Frauen (80 %) in der CHIVA Gruppe als in der Stripping Gruppe (65,9 %). Um
eine potentielle Tendenz herauszulöschen, haben wir die Ergebnisse der
operierten Patienten nach Geschlecht verglichen und haben keine
statistischen Unterschiede feststellen können.
Es war nicht möglich, den ursprünglichen klinischen Zustand beider
Serien zu vergleichen, da es sich um eine historische Studie handelt.
Dieser Faktor kann eine leichte Schräglage der Studie verursachen und hebt
erneut die Wichtigkeit einer randomisierten Studie hervor.
Wir haben unsere Ergebnisse der CHIVA Behandlung mit denen von Capelli
et al. verglichen (Tabelle VII). Hier haben wir die Klassifikation von
Hobbs verwendet. In ihrer Arbeit haben Capelli et al. eine Serie von 166
Erkrankten, die mit CHIVA operiert wurden und nach 3 Jahren nachuntersucht
wurden, vorgestellt. Sie fanden 100 (60,2 %) Heilungen, 65 (39,1 %)
Verbesserungen und 1 (0,7%) Verschlechterungen. Der statistische Vergleich
hat keinen Unterschied zwischen beiden Serien ergeben. Unsere Ergebnisse
sind daher ähnlich denen von Capelli et al. (5).
In ihrer Studie haben Capelli et al. ihre Ergebnisse nach 3 Jahren mit
denen von drei Stripping Serien (Taulaniemi (8), Hobbs (6) und Einarsson
(7)) verglichen. Es gab keine statistischen Unterschiede zwischen den drei
Serien. In derselben Form haben wir unsere Ergebnisse der Stripping Gruppe
mit diesen drei Serien verglichen und haben keine statistische Differenz
gefunden (Tabelle VIII). Unsere Stripping Ergebnisse sind daher denen der
Literatur vergleichbar.
Schließlich haben wir, wie auch Capelli et al. (5), unsere Ergebnisse
der CHIVA Gruppe mit denen der Stripping Studien, die veröffentlicht sind,
verglichen (6,7,8), (Tabelle IX). Die Ergebnisse sind statistisch
signifikant besser in der CHIVA Gruppe unserer Abteilung.
Obwohl unsere Studie nachvollzogen werden kann, da wir die Unterlagen
und die Patienten zur Nachuntersuchung jederzeit vorzeigen können, muss
man die Ergebnisse unter folgenden Einschränkungen betrachten: Es handelt
sich um eine nicht randomisierte Studie, sie ist zwar prospektiv, aber
auch historisch und die beiden Gruppen sind nicht strikt homogen. Um diese
Nachteile auszuschalten, und definitive Schlussfolgerungen über den Wert
der CHIVA Behandlung im Vergleich zum Stipping vorzulegen, haben wir in
Zusammenhang mit einer anderen Abteilung eine neue prospektive Studie
begonnen, die randomisiert ist, um die Ergebnisse vom klassischen
Stripping ohne Echo-Doppler Kartographie, Stripping mit Echo-Doppler
Kartographie und CHIVA zu vergleichen.
Schlussfolgerungen:
Wir danken Amin Bahnini und Claude Franceschi für ihre Unterstützung.
Literatur
1. Lofgren E.P.- The operative treatment of varicose veins, in :
Rutherford R.B., Vascular Surgery. Philadelphia WB Saunders Co., 1977,
1169-1175 |