U-Boote im II Weltkrieg und deren Verbleib
Die Geschichte von U110


U110 wurde als erstes deutsches U-Boot von den Alliierten gekapert. Diese Kaperung hatte folgenschwere Auswirkungen auf den weiteren Verlauf des Seekrieges. Leider wurde dieser Verlust von der Deutschen Seekriegsleitung nicht entsprechend bemerkt. Erst 30 Jahre nach dem Krieg und nach Öffnung der britischen Geheimarchive wurden die genaueren Detaills dieses Vorfalls bekannt:
U110 war am 15.04. 1941 aus Lorient ausgelaufen und sichtete am Nachmittag des 8.Mai den Geleitzug OB 318, in der Nähe der Hebriden der vorher bereits durch U94 unter Kptlt. Kuppisch erfolgreich angegriffen worden war. U94 entkam nach vier Stunden Wabo-(Wasserbomben) Verfolgung schwer beschädigt. Es hatte vorher die Dampfer "Ixion" mit 10263 BRT und "Eastern Star" mit 5658 BRT aus dem Geleitzug herausgeschossen.
Nach diesem Erfolg machte sich U110 in der Nach zum 9.Mai 1941 in Überwasserfahrt an den Geleitzug heran. Da es jedoch für einen Angriff viel zu hell war, ließ Kptlt. Fritz-Julius Lemp das Boot abdrehen und Fühlung halten.
In der Nacht traf U110 das Boot U201 unter Oblt. Schnee und tauschte Erfahrungen aus.
Am Morgen des 9.Mai gegen 10.30 Uhr sichteten beide Boote wieder die Rauchfahnen des OB 318. Kptlt. Lemp ließ sein Boot auf Sehrohrtiefe abtauchen und die Bugtorpedorohre zum Unterwasserschuß klarmachen. Um 11.58 Uhr kam der Feuerbefehl für vier Einzelschüsse. Drei Torpedos liefen los; der vierte blieb wegen Zündversager im Rohr stecken. Das Boot hing noch am Spargel (Sehrohr) als bereits zwei Treffer registriert werden konnten. Kptlt. Lemp machte durch das Sehrohr die Versenkung der Dampfer "Esmond" und "Bengore Head" aus.
In diesem Moment wurde auf der Korvette "Aubretia" das Sehrohr von U110 gesichtet und mit AK Kurs auf das U-Boot genommen. U110 ging mit Schnelltauchen auf 120 m und drehte Hartruder nach Steuerbord. Die Korvette warf zunächst Wabos mit mittlerer Tiefeneinstellung, die jedoch an Backbord vorbeigingen. Als Verstärkung wurden die Zerstörer "Bulldog" und "Broadway" herbeigerufen, die ebenfalls reichlich Wabos warfen.
Aufgrund der Wabo-Verfolgung platzten auf U110 die Batteriezellen und Salzwasser drang ein. Starke Chlorgasentwicklung begann die Luft im Boot zu verpesten. Außerdem wurden die Tiefenruder des Bootes schwer beschädigt. Bei 95 m drang Preßluft aus einem gebrochenen Verteilerstutzen. Der LI (leitende Ingenieur) Oblt. Eichelbom meldete "Boot ist nicht zu halten." Kptlt. Lemp ließ alle Tauchtanks anblasen und das Boot blieb zuerst stehen, stieg dann langsam in die Höhe.
Der nächste Befehl kam sofort: "Alles klar bei Tauchrettern, fertigmachen zum aussteigen."
Das Boot lag nun manövrierunklar an der Wasseroberfläche.
Der Zerstörer "Bulldog" drehte auf Rammkurs bei. Kptlt. Lemp gab den Befehl: "Alle Mann von Bord." U110 lag Heckunter im Wasser und alle Anzeichen deuteten darauf, daß das Boot jeden Augenblick über Heck sinkt.
Der Kapitän des Zerstörers, Commander A.J. Baker-Cresswell, erkannte die Chance das Boot zu kapern und ließ die Besatzung von U110 auffischen und sofort unter Deck bringen. Anschließend drehte er neben dem U-Boot bei.
Kptlt. Lemp, der als letzter von Bord gegangen war, wurde leider von den Briten übersehen, da er noch den vermissten II. WO, Wehrhöfer, suchen wollte. Er erkannte die Absicht zur Kaperung des Bootes und schwamm zu U110 zurück. Dabei wurde er von einem Mitglied des Enterkommandos erschossen.

Erbeutet wurden von den Briten sämtliche Geheimunterlagen der deutschen Marine:
Satz- und Kenngruppenbücher
U-Boot-Kurzsignalheft
Funkkladde
Anweisungen für die Einstellung der Schlüsselmaschine
der wichtigste Fund war die Schlüsselmaschine "Enigma M3"


Die gefangengenommene Besatzung von U110 glaubte ihr Boot wäre mitsamt dem Kommandanten untergegangen. Auch der BdU (Befehlshaber der U-Boote), Admiral Dönitz, wußte bis zuletzt nichts über die Erbeutung des U-Boot- Funkschlüssels durch die Briten.
Durch das Enterkommando wurde auf U110 auch das Ritterkreuz von Fritz-Julius Lemp gefunden, welches Captain Baker-Cresswell nach dem Kriege der Schwester des gefallenen U-Boot-Kommandanten übergab.
U110 wurde von dem Zerstörer "Bulldog" ins Schlepp genommen sackte aber 2 Tage später weg. Die Schlepptrossen mußten gekappt werden und das Boot sank vor Reykjavik.
Im Kriegsverlauf wurden noch die Boote U505 und U559 aufgebracht. In Kürze werde ich darüber separate Kurzberichte erstellen.

Quellennachweis:
1. Erminio Bagnasco "Uboote im 2. Weltkrieg", Motorbuch Verlag Stuttgart, ISBN 3-613-01252
2. Franz Kurowski "Krieg unter Wasser", Kaiser Verlag 1979, ISBN 3-7043-4062-6



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