Je nach Witterung und Reifegrad werden die Oliven bei uns zwischen Mitte November und Anfangs Dezember abgelesen. Der beste Zeitpunkt ist erreicht, wenn sich die Olive von grün nach schwarz verfärbt und noch gut am Baum „hängt“. Die abgefallenen, schon meist in Mitleidenschaft gezogenen Oliven sollten nicht mit den Anderen vermischt werden -> mindere Ölqualität, können aber auch zu Öl verarbeitet werden. Am besten ist es, wenn man zuerst im ganzen Olivenhain das Gras kurz vor der Ernte mäht, sodass die Nylonnetze flächendeckend, am Boden ausgebreitet werden können. Danach beginnt die zeitaufwändige Ablese mittels Spezialkämmen und den Händen, die durch die oliventragenden Äste gestrichen werden und das Abfallen der Oliven bewirken. Bei uns wird vorwiegend der Leccino für das Olivenöl angebaut. Man kennt auch den Frantoio und den Quercetino. Für die eingemachten Oliven verwendet man meistens die grösseren Sorten, wie den Uovo di Piccione, dessen Frucht wesentlich grösser ist, aber der Ölgehalt erheblich geringer. Alle uns bekannte „Hobby-Olivenölhersteller“ verwenden keine Gifte um den Ertrag zu steigern. Es werden
lediglich, wie schon immer, Flaschen mit Essig-Zucker-Wassergemisch in den Bäumen gehängt um sich gegen die „Olivenfliege“ (Mosca oliveae) zu wehren. Für uns ist nicht die Quantität sondern die Qualität des Öles entscheidend . Die Oliven, die so schnell wie möglich geerntet werden sollten, müssen an einem trockenen Ort grossflächig ausgelegt werden, damit keine Fermentation und schon gar nicht das Faulen derselben beginnt. Die Lagerzeit sollte möglichst kurz sein und schon vor der Ernte ist ein Termin mit dem Frantoio
abzumachen, da diese meistens, in dieser Zeit (ausserhalb Saison geschlossen) von morgen bis abends ausgebucht sind. Es gibt hauptsächlich zwei verschiedene Arten von Ölmühlen (Frantoi). Die Modernen, mit unzähligen tech. Raffinessen versehenen Mühlen. Die Effizienz solcher Mühlen ist wesentlich grösser als bei den Konventionellen. Der Ölertrag liegt meist auch höher und es reicht eine Mindestmenge von ca. 100 - 150kg Oliven (Olive molite) um das Olivenöl der eigenen Oliven zu erhalten. Hat man weniger Oliven muss man sich mit „fremden“ Olivenöl begnügen, das dann Prozentual von der Menge der abgegebenen Oliven abhängt. In jedem Fall verlangt der Frantoiobesitzer eine Bezahlung für seine Arbeit, dass in Form von Geld, Oliven und/oder Olivenöl zu entrichten ist. Nun zum konventionellen Frantoio. Das Grundprinzip dieser Art
der Ölgewinnung ist schon Tausende von Jahren alt. Mit sogenannten Molazzen
werden noch heute die Oliven zerquetscht -> Frangitura. Diese Mühlen wurden früher von Tieren oder Wasser angetrieben.
Heute übernimmt das meistens ein Elektromotor. Da die Wanne, in der die Mühlsteine laufen, eine gewisse Quantität an Oliven aufnehmen muss, beträgt die Mindestmenge an Oliven für eigenes Öl etwa 250 - 300kg.
Nach und nach wird der Brei geschmeidiger und nach etwa einer Stunde ist das mischen der Paste beendet -> Gramolatura. Die Olivenpaste wird aus der Mühle entfernt und zur Weiterverarbeitung in einen Behälter „geschaufelt“. - Erst jetzt ist die Mühle für eine weitere Ladung Oliven frei (wesentlich zeitaufwändiger als mit der mod. Methode)! - Auf „Filterscheiben“ sogenannten
Fiscoli, wird nun die Paste ca. drei Zentimeter dick aufgetragen. Diese Fiscoli werden in eine, mit Zentrierdorn (gelochter Stahlzylinder) versehenen Wanne, ca. 1,5 Meter aufgestapelt (etwa 20 Lagen). Zwischengelegte Stahlscheiben erhöhen die Stabilität des „Turmes“. Nun kommt alles unter eine hydraulische Presse, die mit einen variablen Druck von 180 - 400 Bar, das Olivenöl, von den festen Bestandteilen (genannt
Sansa), und das in den Oliven enthaltene Wasser, trennt (dies wurde früher mit mech. Pressen oder mit beschweren von Steinen erreicht). Nach ca. einer halben Stunde hat sich die Grösse des Turmes um etwa 2/3 verkleinert. Das Öl und das Wasser hat sich in
einer weiteren Wanne gesammelt. Die nun trockene Sansa bleibt in den Fiscoli zurück. In den meisten Fällen wird nun, das mit Pressrückstände und Wasser vermischte Olivenöl, in eine Zentrifuge geleitet, in der praktisch alles Wasser und fast alle festen Rückstände entfernt werden. Langsam läuft nun das kaltgepresste Olivenöl in die mitgebrachten Glas- oder Chromstahlbehälter. Es ist immer noch trüb, aber als Novello
besonders im Geschmack. Vor allem früher, als es noch keine Zentrifugen gab, wurde der Novello in grosse, steinerne
Becken (bei uns meist aus Marmor) gelenkt. Das schwerere Wasser und die festen Rückstände sammelten sich am Boden und das klare Olivenöl konnte oben abgeschöpft werden -> Dekantieren. Zu Hause angelangt, wird das Olivenöl lichtgeschützt und kühl gelagert. Nicht zu kühl, denn wenn die Temperatur unter etwa 8° Celsius sinkt wird das Öl dickflüssig bis fest. Es beeinträchtigt die Qualität aber nicht.
Nach einiger Zeit wird das kaltgepresste Olivenöl klar, denn die noch vorhandenen festen Partikel setzen sich am Boden des Behälters ab und man kann das Öl nun in dunkle (grüne oder braune) Glasflaschen abfüllen oder in anderen evtl. grösseren lichtundurchlässigen Gebinde umschöpfen. Dieses kaltgepresste Olivenöl ist nun ohne Qualitätseinbusse mindestens ein Jahr haltbar. Unter optimalen Lagerbedingungen auch meist länger. Danach beginnt der Säuregehalt des Öles zuzunehmen und die Qualität nimmt dementsprechend ab. Für den Säuregehalt (bei
"Olio Extra Vergine" in der Regel unter 1gr./100gr. Olivenöl)
des Öles spielen aber auch noch andere Faktoren eine Rolle: Reifegrad der Oliven Bereits abgefallene, in Mitleidenschaft gezogene, Oliven beifügen (separat zu Öl verarbeiten -> mindere Qualität) Schonende Ablese, d.h. Oliven nicht durch Schlagstöcke etc. verletzen Kurze Lagerzeit der Oliven
Der Säuregehalt kann in einem Labor, mittels einschicken einer Ölprobe ermittelt werden. Wobei
die Farbe, der Geruch, der Geschmack und die Beschaffenheit des Öles schon viel über die Qualität aussagen.
Weiteres über Oliven und Olivenöl: Durchschnittliche Zusammensetzung einer Olive: - Öl:
15 – 20% - Wasser: 30 – 60% - Zucker: 19% - Fasern: ca. 6% - Protein: ca. 1,5% Ca. 96 – 98% des Öles befindet sich in der Frucht, der Rest im Kern 1 Gramm Olivenöl enthält ca. 9 Kalorien (ungefähr 115 Kalorien/Esslöffel) Ertrag der Oliven: Je nach Saison, Olivensorte und Verarbeitungsmethode zwischen 12 und 18% 100Kilo Oliven = 12 - 18kg Olivenöl 1 kg Olivenöl = ca. 1,1 Liter Olivenöl 1 Lt. Olivenöl = ca. 900 gr. Olivenöl
Um die
Schimmelbildung bei eingemachten Oliven zu vermeiden (in Lake oder Salzwasser eingelegte) die Oberfläche der Flüssigkeit mit Öl “abdichten”
(bei uns nicht oft verwendet, da dieser Schimmel "normal",ist
und die Qualität nicht beeinträchtigt. Auch keine Gefahr für die
Gesundheit!) kleines Lexikon | Grossformat = Bild "anklicken"
Hand-Ablese! Trotz Netz nicht ungefährlich!
Einlagerung und Kontrolle der Oliven
Der "Leccino".
Das Abfüllen in Jute-Säcke
Transport zum Auto
La Frangitura
La Gramolatura
Entleeren der Mühle
Die Fiscoli werden mit der Olivenmasse belegt
Beginn des Pressvorgang
Oel- und Vegetationswassergemisch tropft in die Wanne
Ende des Pressvorgang
Die Zentrifuge
Kaltgepresstes Olivenöl
Die Sansa wird von den Fiscoli entfernt
Die Sansa wird heute von spez. Firmen abgeholt und entsorgt
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