Menschen


Eisbären stehen mittlerweile unter Naturschutz, nachdem sie jahrzehntelang mit ständig steigender Rate bejagt wurden. Nur den Inuit ist es erlaubt, Eisbären zu bejagen. Der einzige natürliche Feind des Eisbären (außer dem Eisbären selbst) ist der Mensch. Für die arktischen Inuit ist der Eisbär neben Robben und Walrossen eine wichtige Quelle von Fleisch, Fett und Fell. Die Leber eines Eisbären ist für den Menschen ungenießbar und in großer Menge giftig, da sie eine hohe Konzentration an Vitamin A enthält (15.000 bis 30.000 i.E. pro Gramm). Eisbärfleisch muß bei ausreichender Hitze (mind. 70 Grad C) hinreichend lange erhitzt werden, um (für den Menschen gefährlichen) Trichineninfektionen vorzubeugen.



Tausende von Jahren lang gab es kein Problem der Überjagung. Die Eisbärjagd war gefährlich und die eingesetzten Waffen primitiv. Seit Anfang des 17. Jahrhunderts Walfänger und Pelzjäger arktische Regionen erreichten, wurden immer mehr Eisbären getötet. In Viktorianischer Zeit galten Eisbärfell-Bettvorleger als Statussymbol. Tausende von Tieren fielen dem Jagd-"Sport" und der steigenden Nachfrage nach Fellen zum Opfer. In den dreißiger Jahren dieses Jahrhunderts waren Eisbären fast ausgerottet. Mehr als dreißig weitere Jahre vergingen, bis 1967 die fünf "Eisbärstaaten" Norwegen, UdSSR, Kanada, USA und Dänemark ein Artenschutzabkommen ratifizierten. Seitdem darf der Eisbär nur noch in den USA (Alaska), Kanada und Grönland von Inuit zur Deckung des Eigenbedarfs bejagt werden. In Kanada dürfen Sportjäger sich von den Eskimos das Jagdrecht mit bis zu 15.000 Dollar für 12 Tage "einkaufen".



Maßnahme zum Schutze der Eisbären


- Es ist verboten Eisbären mit Hilfe von Flugzeugen oder Schiffen zu jagen
- Jungtiere und tragende Mütter stehen unter einem ganzjährigen Schutz
- In den Überwinterungsquartieren der Weibchen ist die Jagd verboten
- für Personen die nicht Staatsbürger einer der fünf Nationen sind, ist die Eisbärenjagd verboten
- die Markierung aller legal zum Handel zugelassenen Eisbärenfelle zwecks Unterbindung des illegalen Fellhandels,
- die grenzüberschreitende Erforschung der Lebensweise des Eisbären in freier Wildbahn.


Folgende Gesetzte wurden von den 5 Nationen erlassen:

Die Sowjetunion hatte schon 1956 jegliche Bejagung der weissen Bären untersagt. Die einzigen Eisbären, die seither noch aus der freien Wildbahn entnommen werden, sind ein paar Jungtiere jährlich für den Bedarf der Zoologischen Gärten. Darüberhinaus wurde 1978 die Wrangel-Insel, ein wichtiges Überwinterungsquartier der Eisbärenweibchen, als Nationalpark unter Schutz gestellt.

Die Eisbären, die in der Umgebung von Spitzbergen leben, stehen unter der Obhut Norwegens. Seit Anfang der siebziger Jahre ist dort die Jagd mit Selbstschussanlagen sowie von Schiffen aus strikt verboten.

Grönland schützt seine Eisbärenbestände durch die Bestimmung, dass nur Eingeborene bzw. schon seit langem auf der Insel Ansässige Eisbären jagen dürfen. Das Benützen von Motorfahrzeugen ist dabei verboten. Ferner sind einzelne Inselteile zu speziellen Bärenschutzgebieten erklärt worden.



In Kanada dürfen Eisbären von den Eingeborenen für den persönlichen Bedarf erlegt werden. Jungtiere und Junge führende Weibchen sind ganzjährig geschützt, und eine Schonzeit soll verhindern, dass hochträchtige Weibchen bejagt werden. Insgesamt werden in Kanada etwa 700 Bären jährlich erlegt.

In Alaska dürfen Eisbären ebenfalls nur von der eingeborenen Bevölkerung für den persönlichen Bedarf gejagt werden. Die Abschussrate beträgt zwischen 75 und 200 Individuen jährlich.



Mit der zunehmenden Ausbreitung menschlicher Siedlungen in arktischen Regionen, zum Beispiel infolge der Erdölförderung in Alaska und Sibirien, kommt es häufiger zu ungeplanten Begegnungen von Eisbär und Mensch. Solche Begegnungen gehen nicht selten tödlich für den Menschen aus: Eisbären sehen - eher als andere Bären - Menschen als Beute an! Sie scheuen sich auch nicht, auf Nahrungssuche menschliche Siedlungen aufzusuchen und sich dort von Abfällen oder Nahrungsvorräten zu ernähren: Eisbären sind, wie alle Bären, ausgeprägt neugierig. Bei solchen Gelegenheiten werden heute noch Menschen von Eisbären überrascht. Aus diesen und anderen Gründen besteht ein reges Interesse der Forschung z.B. an den Wanderrouten und Lebensräumen der Eisbären.

Die besten Lebensbedingungen finden Eisbären in der westlichen Hudsonbay um die Stadt Churchill vor. Dorthin reisen jährlich Hunderte von Touristen, um Eisbären zu beobachten. Im Spätherbst versammelt sich entlang des 160 km langen Küstenstreifens zwischen den Flüssen Nelson und Churchill die mit 600 bis 1.000 Tieren weltgrößte Eisbärpopulation. Eisbären, die in der Stadt Churchill nach Nahrung suchen, werden eingefangen und weit entfernt von der Stadt wieder freigelassen, damit sie sich nicht an Menschen gewöhnen.

Eisbären werden heutzutage in vielen Zoologischen Gärten gehalten. Problem dabei ist die Enge eines Geheges, da Eisbären ihrer Natur nach eigentlich ein riesiges Revier beanspruchen und bewandern.



Ein Eisbär kann, wenn er sehr jung gefangen und an den Menschen gewöhnt wird, so mit dem Menschen vertraut gemacht werden, daß dieser in der Lage ist, bei entsprechender Vorsicht mit dem Bären zu spielen oder zu balgen. Die Dressur eines Bären ist allgemein nicht einfach, leichter ist es, den Bären zu trainieren, was Menschen sich zum Beispiel in Filmproduktionen zunutze machen. Einmal erlernte Bewegungsabläufe vergißt ein Eisbär nicht wieder.


Wahre Begebenheiten:


Kanada:

In dem 1600-Seelen-Hafen namens Churchill an der Westküste der kanadischen Hudson-Bay war der Schulunterricht gerade beendet, als die Sirenen heulten: Eisbär-Alarm! Eine Kolonne von vierzig dieser Zottigen weissen Riesen stapfte gemächlich, von der Müllhalde kommend, durch die Hauptstrasse inmitten des Orts in Richtung Hafen.



Der Vierbeinige Fussgänger

Alle Einwohner verrammelten sogleich die Türen und Fenster. Einige Eltern versuchten, Ihre Kinder noch mit dem Auto auf Schleichwegen von der Schule heimzuholen-ein nicht ganz ungefährliches Unterfangen, denn ein einziger Prankenschlag eines der 14 Zentner schweren vierbeinigen Fussgänger genügt, und der Wagen muss in die Werkstatt. Im vergangenen September streikten alle Angestellten und Arbeiter des Orts. Sie wollten tariflich zugesichert bekommen, während eines Eisbäralarms kostenlos im gepanzerten Auto nach Hause gebracht zu werden. Zuvor hatten sie mitunter nächtelang auf dem Feldbett im Betrieb verbringen müssen, bis Entwarnung gegeben wurde. Lebensmittelhändlern ist es untersagt, Fleisch ins Schaufenster zu hängen. Hausbesitzer legten Bretter mit Fakirnägeln vor Tür und Fenster, um sich vor unliebsamen Besuch zu schützen. Jeder Fussgänger trägt auch wenn gerade kein Alarm ist, immer ein paar Chinaböller in der Tasche für den Fall, dass er einem >unangemeldeten< Einzelgänger begegnen sollte. das ist heute der Alltag in Churchill >der Hauptstadt der Eisbären<. 600 dieser Petze leben hier während des Sommers. Sie dokumentieren damit den grossartigen Erfolg des Schiessverbots, das seit 1972 in Kanada besteht. In jenem Jahr stand dieses gewaltigste Landraubtier der Welt unmittelbar vor der Ausrottung.

Zuerst waren die Bewohner dieses Orts über die >vierbeinigen Asylanten und Stadtstreicher< alles andere als begeistert. Da sie die brummigen Petze nicht mehr abschiessen durften, sammelten sie 5000 Dollar um Ihre ersten 24 weissharigen Mitbewohner nach Betäubung durch ein Narkosegewehr per Flugzeug 500 Kilometer weit in die Schnee-Einöde zu transportieren. Aber schon 14 Tage später waren die verstädterten Tiere alle wieder da. Doch dann machten die Bewohner die Not zur Goldgrube.

Biologen und Touristikunternehmen begannen, sich sich für diese Sensation, einige Tage mitten unter Eisbären zu leben zu können, zu interessieren. Die "wessen Riesen" machten aus dem unwirtschaftlichen Hafenstädtchen eine Touristenattraktion. Zwölf neue Hotels wurden aus dem Boden gestampft, Fotosafaris in gepanzerten Kettenfahrzeugen organisiert, die Souvenirindustrie kräftig angekurbelt, eine spezielle Eisbärtruppe der rotröckigen Polizei Kanadas, der Mounties aufgestellt.



Not treibt sie in die Stadt


Während des Winters und Frühjahrs befinden sich alle diese Tiere weit draussen auf dem Packeis der Hudson-Bay, einem Binnenmeer mit einem Durchmesser von 800 Kilometern. Dort jagen sie vor allem Ringel und Bartrobben. Aber wenn im Sommer das Eis schmilzt, ist auf dem See nichts mehr zu holen. Denn im Wasser sind die Robben viel flinker als die >weissen Brummis<. So kommen sie an Land und ernähren sich mühsam von Lemmingen, Vogeleiern, Aas und Wurzeln. Auch fressen die Bären dann Beeren. Da kommt ihnen die Müllkippe von Churchill gerade recht. Zur Abschreckung der Tiere wurden die Abfälle von den Menschen anfangs in Brand gesetzt. Trotzdem wagten sich die >Gletscher Catcher< so dicht an die Flammen heran, bis ihr Fell versengt und schwarz von Russ war. An dem Tag im Herbst aber, an dem das Eis die Bären trägt, sind sie deshalb mit einem Schlag alle wieder verschwunden. Robbenjagd ist doch schöner als Müll zu Fressen.