Unsere Fahrt nach Serbien...
Gestartet sind Kristina und ich am Montag Morgen, Zunächst Richtung Gorizia,
an der Italienischen Grenze, bzw. nördlich auf die slowenische Seite zu
Freunden. Dort haben wir schon mal die tolle Landschaft genossen... Am Dienstag
sollte dann ein neuer Hinterreifen eintreffen (nen Michelin M 45). Der war
natürlich dann doch nicht da. Was also tun? Der Reifen war immernoch im Lager
in Ljubiljana. Halb so schlimm, da müssten wir eh lang. Also am Nachmittag
wieder die MZ gepackt (Klasse die Pneumant Koffer ;)) und ab gen Osten. Sloweniens
Strassen sind ein Traum fürs Motorradfahren, leichtes Gebirge, nette kurven...
Aber nehmt die kleinen Strassen, oder besser die ganz kleinen. Ab und zu gibts auch
mal schotter, aber in der Regel sind die Strassen sehr gut. Mit Regenbedingten
zwischenhalt sind wir in Ljubiljana bei dem Reifenhändler angekommen, 1/2
Stunde vor Feierabend. Also ruckzuck alles Montiert, incl. neuem Schlauch, und
weiter ins Stadtzentrum. Dort eine Jugendherberge gesucht. Kristina verdient schon
hier eine Medaille, die slowenischen Autofahrer nutzen jede Gelegenheit, ein
Fahrzeug zu überholen, das weniger als 90 km/h fährt...und wir wollten
doch gemütlich fahren. Darum haben wir wenn möglich eher die kleinsten
Strassen gewählt. Ljubiljana ist eine tolle statt, zwar Hauptstadt, aber doch
ein grosses Dorf. Von dort ging es dann über Litja und Bresice immer an der
Sava lang nach Zagreb. Die kleinen Strassen und manche Sackgassen belohnen einen
dann mit wunderschöner Landschaft und freundlichen Slowenen... Da wir eher die
Nebenstrassen neben den Nebenstrassen nutzten, gab es auch mal Schotterwege...
Die MZ gibt einem bei jedem Grenzübertritt Bonuspunkte ;),
statt Kontrollen schmunzeln und Sympathie ... Die Einfahrt nach Zagreb gestaltete
sich doch etwas schwierig. Utopisch, hier nur kleine Strassen zu fahren.
Jugendherberge gesucht, Cevapcici-Imbiss genossen (mein gott, Fleisch kann ja
richtig gut schmecken) und ins Bett gefallen. Spätestens hier hätten wir
gerne mehr Zeit gehabt (Ljubiljana war uns ja schon bekannt). Zagreb ist denn schon
einiges weniger europäisch als Ljubiljana. Aber am Freitag wollten wir in
Belgrad sein, um am Samstag ausgeruht auf der Hochzeit zu sein, also nächsten
Morgen Frühstück und weiter. Vorher allerdings noch ein kleiner Stopp am
"Blumenmarkt".
In Zagreb bekamen wir die Info das an der Grenze Kroatien-Serbien erhebliche
Wartezeiten sind. Ehrlich gesagt waren wir auch nicht sehr interessiert daran,
durch Vukovar ecc. zu fahren, es sollte etwas triste sein, zerbombte Häuser,
verlassene Dörfer... Also haben wir uns kurz umentschlossen über Ungarn
zu fahren. Also Richtung Barcs, über die Grenze und nach Pecs. Hier in Ungarn
scheint die Zeit etwas stehen geblieben. MZ sind keine Seltenheit, auch Trabbis und
Wartburgs finden sich hier noch recht viele, während ich MZ´s in den
anderen ländern kaum gesichtet habe... In Mohacs haben wir dann gegen 8 Uhr
abends noch die letzte Fähre über die Donau erwischt. In Davod ein Zimmer
im einzigen Hotel weit und breit belegt, gegessen (lekker Fleisch) und ab ins
Bett... Gutes Frühstück und weiter...
Grenzübertritt nach Serbien, komische Blicke wegen der MZ, schmunzeln, Stempel
und weiter. Hier wird einem Schnell klar, ein anderes Europa. Pferdekarren sind
hier häufig, Schlaglöcher normal. Und direkt hinter der Grenze, nahe
Kroatien ist es doch etwas merkwürdig... Mag sein das es Einbildung war, aber
als wir fälschlicherweise Richtung Kroatische Grenze abgebogen sind, hatte man
den Eindruck, links und rechts neben der Strasse lauern doch noch Minen... trotz
allem, die Menschen sind freundlich und hilfsbereit, uns den Weg zu weisen, der
selten ausgeschildert ist. Von Bezdan über Sombor und einige Schlaglochpisten
ging es dann nach Novi Sad. Sollte recht schön sein, haben wir uns sagen
lassen. Erstaunlich aber war, von den Bombardements, die 1999 hier stattgefunden
haben, haben wir nichts gesehen. Soweit ich weiss waren sämtliche Brücken
zerstort. Die eine Brücke ist neu gebaut. Eine andere besteht aus aus
Schwimmpontons und wirkt kaum improvisiert. Lediglich eine grosse Brücke
existiert zur Zeit nicht und wird wieder rekonstruiert. Insgesamt schien Novi Sad
jedoch aus grossen Strassen, Stress und Hochhäusern zu bestehen... Also flugs
auf die Karte geguckt und entschieden weiter zu fahren. Auf der anderen Seite der
Donau befindet sich Petrovaradin, wir dachten, es mag was mit Petroleum (vielleicht
-hafen?) zu tun haben und wollten dort nur durchfahren. Als wir dort ankamen,
stellten wir jedoch fest, das es die Altstadt mit einer Festung und einem
Restaurant auf der Donau ist. Wunderschön, also halt und einen Snack zu uns
genommen... Da wir nicht zu spät in Belgrad ankommen wollten und noch nicht
wussten, wohin, also flugs weiter, Petrovaradin sollten wir später nocheinmal
Besuchen...
Unterwegs noch ein Stopp bei einem Popkornverkäufer... Belgrad: Mit erstaunlich
wenig Umwegen haben wir die Wohnung von Vesnas Mutter gefunden, in der wir die erste
Nacht übernachten sollten. Diese lag zu meiner Freude mittendrin, da hatte man
gleich die Stadt vor sich, wenn man vor die Tür ging. Belgrad ist anders. Hier
kennt man die sehenswerten Lokale/ Geschäfte/ Werkstätten, oder eben nicht.
Werbeschilder gibt es hier auch, aber eben nicht an jedem Geschäft, an jeden
Lokal. Das sahen wir dann gleich am ersten Abend. Mit einigen ítalienischen
und serbischen Freunden sind wir durch Belgrad gefahren, ohne zu wissen, wo es hin
geht. Irgendwann stop, ausgestigen und durch zwei Häuser hindurch in einen
privaten Garten wie es schien. Dies war jedoch eine Art Kneipe, sehr persönlich
dekoriert. Im Garten ein Brunnen, gegessen und getrunken wurde in einem urigen
Gastraum. Hier waren denn auch 2 Musiker die Serbische Musik zum besten gaben.
Allerdings auch das obligatorische "Oh sole mio" und "Azurro" für uns Italiener
;) einstudiert haben. Am nächsten Morgen dann ein schocker: typisch serbisches
Frühstück. Das heist Börek und Joghurt und türkischer Kaffee. Der
Joghurt ist eher trinkjoghurt und recht lecker, aber Börek? Nicht dieses leichte
zeugs was ich schon in Deutschland beim Türken gegessen hab. Nein, dies hier
trieft fast vor Fett, ist super salzig und es bleibt einem die wahl: gefüllt mit
Fleisch oder mit Pilzen, wobei ich glaub es war mit Fleisch oder mit Fleisch UND
Pilzen... Na gut, im nachhinein denk ich, 1 Monat Serbien und man gewöhnt sich
dran. Aber ich war das Italienische Frühstück gewohnt: Espresso und ein
paar Kekse!! Nachdem noch ein paar Einkäufe auf dem Markt getätigt wurden
ging es ab zur Hochzeitsfeier, 20 km ausserhalb. Zu guterletzt ging es aber noch
darum, das richtige Bier zu finden. Das wurd dann der guten Emme fast zum
Verhängnis und hat bei mir einen halben Herzinfarkt ausgelöst. Bei dem
dritten Geschäft, bei dem wir endlich Bier gefunden haben, habe ich die gute
hinter unseren Freunden geparkt. Beim Start hat der Fahrer leider nicht daran gedacht
nach hinten zu schauen: Rummmsss, (Kuststoff)stosstange eingedrückt und
(Kunststoff)schutzblech der Emme verbogen, Emme auf Seitenständer verkeilt...
nach meinem lautstarken Protest angehalten, gang nicht gefunden und nochmal
zurück!!! Nachdem das Fahrzeug sich dann doch vorwärts bewegt hat erstmal
Schadensbericht: Schutzblech wieder in Form gebracht, alles scheint normal mir aber
nicht geheuer:
- Radunwucht? scheint nicht so
- Gabelrohre krumm? Lässt sich nur beim Ausbau feststellen
- Rahmen krumm? Wer weiss das schon...
Also erstmal Kristina ins Auto, Koffer auch. Zum glück warens ja nur noch ein
paar hundert Meter... Auf der Hochzeit war klar: Heute (Samtag) lässt sich
garnichts machen, jetzt erstmal feiern!!! Und was für eine Feier!! Nicht
unbedingt 100% Typisch, aber wunderbar. Es waren vielleicht 70 Leute. Ein paar
Nachbarn waren auch vertreten. 2 von ihnen sorgten mit Akkordeon und Gesang für
entsprechende Musik. "Altstädtische Lieder" wurden hier zum Besten gegeben.
Traditionelle Lieder, deren Sinn man besser nicht versteht, da sie unsagbar traurige
Liebesdramen sind. Blues ist dagegen die reinste Frohnatur. Auf jeden Fall wurd viel
getrunken und vor allem vieeellll gegessen.
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Das glückliche Paar...
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...lässt es sich schmecken
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Männer unter sich...
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Frauen unter sich...
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Die Musiker
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...Freunde
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Unser jüngster Gast...
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Freunde...
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Sonntag Morgen:
Nachdem wir erstmal ausgeschlafen hatten ging ich daran die Gabel zu zerlegen, unter
reger Anteilnahme aller beteiligten.... Zum Glück stellte sich heraus, das die
Rohre gerade geblieben sind. Am Rahmen unter dem Tank liess sich eine leichte Beule
fühlen. Diese führ ich aber darauf zurück, das die Aufnahme des Motors
hier angeschweisst ist... also alles wieder montiert.
Doch dann doch etwas: Die felge hat schlag!! Vielleicht 3 mm, aber immerhin. Der
Rückweg ist weit, die Strassen schlecht. Also kurzerhand entschieden in Belgrad
jemanden zu finden, der das richten kann, Gepäck ins "Begleitfahrzeug", Kristina
auch, und ab nach Belgrad.
Montag:
Belgrad ist anders. Hier gibt es keine gelben Seiten. Also Vesnas Bruder, seines
Zeichens Taxifahrer, angerufen. Der gibt uns eine Adresse, bei der wir mal fragen
sollten, ob er die Felge richten kann. Also mit Vesna ab durch die Stadt...Dort
angekommen verweist man uns an einen Fahrradhändler, der verweist uns....und so
weiter. So gehen einige Stunden vorüber. Währenddessen schauen wir uns noch
die grösste Metrostation des Balkans an, von Milosevic erbaut. Man mag jetzt
sagen: Belgrad hat doch gar keine Metro!?! Richtig, die Station gibt es, aber bis
jetzt keine Metro! Immerhin halten hier 3 Nahverkehrszüge. Trotzdem ist diese
Station etwas verlassen und gespenstisch, mit unendlich langen Rolltreppen wie in
Paris...
Letzendlich landen wir bei einem Staatlichen Fahrradclub. Der nette Kerl des
Ladens verspricht uns, das Ganze innerhalb einer Stunde zu erledigen. Er erklärt
uns, wir hätten glück gehabt ihn zu finden, da es in Belgrad nur 2!! Leute
gäbe, die soetwas könnten! Scheint mir unwahrscheinlich, allerdings sollte
man wissen, das es selbst schon schwierig ist, einen der wenigen Motorradhändler
zu finden, da es kaum Motorräder gibt!! Also geschafft, Mopped bleibt da, wir
holen es später ab, ca. 12 Euro kostet der Spass, für uns nicht viel, in
Serbien allerdings ne beachtliche Summe, aber wenns halt nur 2 Leute hier gibt die
das können...
Am Abend geniessen Kristina und ich die warme Sommernacht auf der Festung
Kalemegdan. Ein wunderbarer Blick über die Stadt...Wir entschliessen uns, an der
Donau auf einem Boot im "Marina Club" eine Kleinigkeit zu essen. Klingt nicht sehr
origenell, ist es aber: ein Gitarrenorchester und eine beeindruckende Sängerin
geben ihr Repertoire zum Besten. Nachdem ein Gast völlig betört ist von der
Sängerin und seine Frau etwas pikiert, erhebt sich am Nachbartisch ein
Pärchen und fängt an zu tanzen. Sogleich fordert auch der Chef des Lokals
eine Frau zum Tanz auf...ein wunderbarer Abend.
Dienstag, Tag des Abschieds, aber nur von Belgrad:
Wir brechen allesamt erneut auf nach Novi Sad, das schon Teil unserer Rückreise
ist. In Novi Sad bzw. Petrovaradin schauen wir uns die Festung genauer an. Ein
wunderbarer Ausblick über die Wälder an der Donau bietet sich hier. Hinter
einem Tor der Festung hat ein Serbischer Künstler sein Atelier (Soldatovitsch
oder so ähnlich). Entgegen seines Namens hat dieser einige beachtliche
Kunstwerke gegen Krieg und Zerstörung geschaffen... Er bittet uns herein und
zeigt uns seine Skulpturen, in Natura und auf Fotos. Ein Mann, der Eindruck macht,
zumal mit seinen 84 Jahren immernoch voll aktiv. Er erklärt uns, das die Festung
zahlreiche Ateliers verschiedener Künstler beherbergt. Sehr spannend, wir sind
berührt...
Bei Vesnas Mutter und ihrem Freund in Srimski Karlovci werden wir zum Essen
erwartet. Lekker Fischsuppe...Und nun heisst es Abschied nehmen, wir übernachten
hier, während der Rest zurück nach Belgrad fährt, am Abend gibt es ein
Konzert einer Deutschen Gruppe, die traditionelle serbische Musik spielt!
Am Morgen geht es nun zurück, Richtung Kroatien. Zunächst passieren wir
wurnderschöne Strasse und Feldwege des Nationalparks Fruska Gora, bevor wir in
Sid das letzt serbische Geld in lecker Cevapcici-Burger investieren...
Unser Ziel Sisak werden wir so nicht erreichen, da wir noch einen
See bei Dakovo ansteuern... Dort in der Pampa stell ich fest, das es dringend Zeit
ist zu tanken!! Neben dem nächsten Tante-Emma laden stehen Dinger, die
Zapfsäulen sein könnten...also gefragt. Der Mann gibt uns zu verstehen das
hier schon zu sei. Doch er hat ein gutes Herz und führt uns an die einzige
Säule, die in Ordnung zu sein scheint, es verbirgt sich zum Glück der
richtige Sprit darin. Den See zu finden ist garnicht so einfach, eine 15 km lange
Piste wartet auf uns. Daher nur schnell gebadet und weiter. Sogar ein einfacher
Campingplatz befindet sich hier, aber es ist noch nichtmal Abend, wir haben kein Zelt
und wollen noch weiter.
Letzendlich schaffen wir es über Pleternica nach Nova Gradisca. Das
gefällt uns nicht sonderlich, also fahren wir noch ein wenig. Doch hier wird uns
beiden doch etwas Mulmig. Wir fahren durch Medari und Trnovo, zwei Dörfer in
denen vielleicht noch jedes 3. Haus steht. Die anderen sind zerbombt oder Abgebrannt.
Einschusslöcher sahen wir schon vorher, doch das hatten wir nicht erwartet. Das
es langsam dunkel wird und klar ist, das wir nicht viel weiterkommen, drehen wir um.
In Nova Gradiska kehren wir im Maksimiljan ein. Krasser kann der Kontrast kaum sein:
Ein neues Hotel nach Europäischem Standard. Zimmer mit Badewanne, Essen auf der
Terasse ecc. Kein Luxushotel, aber top, man bringt es nicht zusammen mit den
zerstörten Häusern der nächsten Dörfer...
Wir fahren am nächsten Morgen weiter, nocheinmal durch Medari und Trnovo.
Ab Jasenovac schlängeln wir uns wiedermal an der Sava entlang. Malerische
Dörfer mit Holzhäusern und unglaublich vielen Störchen säumen
unseren Weg. Ab Sisak geht es an der Kupa weiter nach Karlovac und in Kupa über
die Grenze.
In Slowenien geht alles recht fix. Die Strassen sind besser, man brauch nicht mehr
mit Schlaglöchern zu rechnen. Bei Kocevje unsere letzte Übernachtung,
wieder mit Badewanne!! Je näher wir am nächsten Tag nach Italien kommen,
desto weniger wollen wir weiter... Doch wir haben genug vor...In Italien, fast schon
zu Hause, doch noch ein unfreiwilliger Stopp: Starker regen lässt uns den
Appetit auf einen kleiner Snack grösser werden, wir sitzen im Trockenen
während Wassermassen an uns vorbei fliessen. Im Nachhinein erfahren wir, das es
eine Windhose in der Nähe Verwüstungen angerichtet hat. Glück
gehabt.