STEINEGG-LIVE
2003
Kulturhaus
- Casa Culturale
Dienstag/marted?
14/10/03
Beginn/inizio ore 20.30 Uhr
INFO
- BIOGRAFIE 2
Es
ist Zeit f?r Aufwind
So
wie der See, sind die Seer: ?Wir sind stur - die Seer mussten wachsen?
Das
Salz und der See. Dort,
wo die Felsen tief ins Wasser fallen, die Sonne nur einige wenige Monate im Jahr
?ber die Berge lugt, so dass aus tiefdunklen Wassern glitzernde Teppiche
werden, dort liegt G?ssl. G?ssl ist Endstation. Last exit G?ssl. In G?ssl h?rt
die Strasse auf. Der Landstrich ist das Salzkammergut. Grenzt man das
Salzkammergut in kleinere Regionen ein, dann gibt es einen ober?sterreichischen
und einen steirischen Teil. Getrennt sind sie durch den P?tschen Pass. Im ober?sterreichischen
Teil des Salzkammergutes liegt Bad Ischl. Ischl, des Kaisers Sommerdomizil, das
sich einen Rest mond?ne Eleganz erhalten hat. Hallstatt ist keine 20 Kilometer
entfernt. In Hallstatt findet sich die Wiege ?sterreichs. ?ber den Pass auf
der steirischen Seite beginnt das Ausseerland. Altaussee, Bad Aussee und G?ssl.
Das Salzkammergut ist nicht nur landschaftlich einzigartig. In keinem Teil ?sterreichs
liegen Mythen und Wahrheit so nah beinander, haben sich Sagen und ?berlieferungen
bis heute erhalten und besch?ftigen nicht nur Volkskundler, sondern auch
clevere Wirtsleute. G?ssl liegt am Grundlsee. Der Toplitzsee ist nur einige
Steinw?rfe entfernt. Vom Wassermann ist hier die Rede, der gefangen wurde und
so der Gegend den Salzreichtum bescherte. Die j?ngere Geschichte bezeichnete
das Ausseerland tempor?r auch als ?Alpenfestung?. Als es mit dem Dritten
Reich zu Ende ging, sollten hier die Berge dicht gemacht werden. Keiner mehr
rein, aber auch keiner mehr raus. Daraus ist nichts geworden, wie wir wissen.
Stattdessen h?lt sich hartn?ckig das Ger?cht, dass auf dem Grund des
Toplitzsees Nazi-Gold und andere Sch?tze liegen. Nun gut, mehrere Expeditionen
haben ausser einem bis dato unbekannten Wasserwurm, gef?lschten englischen
Pfundnoten und einer Kiste mit Kronkorken nicht wirklich ?berraschenden
Reichtum hervorgebracht. Dass es nach wie vor Menschen gibt, die vor 58 Jahren
dunkle Gesellen beim Schatz-Versenken
beobachtet haben wollen, passt zu der Gegend, zu dem Land, zum
Ausseerland. ?gossip? w?rde der Engl?nder sagen. ?die Leut? tratschen
halt? heisst das in ?sterreich.
last exit g?ssl. dort in G?ssl, gleich am See, wo die Strasse aufh?rt,
weil sich ihr ein Berg in den Weg stellt, dort lebt Fred Jaklitsch. Ein Mann,
gross wie eine Tanne. Jaklitsch ist Musiker. Jaklitsch ist ein Seer. Er ist der
Seer. Seer war er nicht immer. ?Erst als er von Bad Aussee die paar Kilometer
an den Grundlsee gezogen ist?, sei er ?zum Seer geworden?, so Jaklitsch.
Auf der Kleinheit des Raumes, rundherum die Berge, die d?rfliche Enge und die
dagegen fast urbane Darstellung der Kleinstadt Bad Aussee, in dieser Kleinheit
entwickeln sich Unterschiede. Unterscheiden sich die Menschen. ?f?r die Leut?
in Bad Aussee sind wir hier in G?ssl die Seer?,
auch wenn der Motor vom Auto auf dem Weg von einem Ort zum anderen nicht einmal
richtig warm wird. Es sind unterschiedliche Welten, die doch nicht so
verschieden sind. Fr?her, als Jaklitsch noch in Bad Aussee lebte, da eroberte
er von dort aus die Welt. der Lehrerberuf in Salzburg bot zwar gesichertes
Beamtendasein, aber das Tingeln mit der Kommerzband ?ffnete die andere Seite
des Fred Jaklitsch. Man kann nicht sagen, dass es von Anfang an nach grosser
Karriere roch, aber wenn man auf dem Land zwischen den Seen auf Rot-Kreuz-Festen
und Hochzeiten die Leut? zum Tanzen bringt, dann musste dem ersten Schritt ein
zweiter folgen. Der zweite Schritt war Wien. Mit dem Demoband im Gep?ck machte
sich die Gruppe ?Joy? auf den Weg in die Hauptstadt. Das war Mitte der
achtziger Jahre. Der erste Plattenvertrag, der erste Hit und wieder eine
zutiefst ?sterreichische Situation. ?An einem Abend in Wien, da haben wir
gerade in einem Schrebergarten f?r eine winzige Gage aufgespielt, sind wir nach
dem Gig in?s Auto gestiegen. Im Radio ist gerade unser ?touch by touch? gelaufen. Es war die Hitparade und wir waren auf
Nummer eins?, so Jaklitsch, der damit heimischen Provinzialismus und Popgesch?ft
auf einen Nenner gebracht hat. joy
waren eine dance-pop-band, die immer wieder mit dem deutschen Pendant Modern
Talking verglichen wurde. Foxbeats, g?ngige Refrains und 3 Musiker, die wie
die Felsen des Ausseerlandes auf der B?hne standen. Ob Joy jemals die ?gr?sste?
Popband der Geschichte war, dar?ber sollte noch diskutiert werden. Besonders
augenscheinlich war der Gr?ssenunterschied in S?d-Ost-Asien. Ihre Karriere sp?lte
die drei Ausseer bis in den komplett anderen Winkel der Welt. Ausverkaufte
Stadien-gigs, zigtausende mandel?ugige M?dels, die kreischend vor der B?hne
standen und Jaklitsch f?hlte sich ob des 3 Kopf-gr?ssenunterschiedes
?wie im Legoland?. Die Frage eines koreanischen Journalisten ?wie
man sich denn als James Dean von Korea f?hlt ??, besch?ftigt den Musiker
noch heute. Joy waren erfolgreich. F?r
?sterreichische Verh?ltnisse sogar sehr erfolgreich. Sie spielten in Asien,
Amerika und in Russland. Auch heute noch. Wenn russsischen Gesch?ftsleuten die
Rubel locker sitzen, dann lassen sie Jaklitsch & Co einfliegen f?r Stunden
Joy wieder auferstehen. Aber Popmusik ist ein nicht greifbares, st?ndig in
Bewegung befindliches Ding,
welches vom Karrierehoch auch wieder ins Tal rutscht. Irgendwann war dann
die Luft bei Joy draussen. Die Freude, die der Bandnamen signalisierte, hielt
sich in Grenzen. Eine neue Firma, ein in den USA am Markt vorbeiproduziertes
Album. Schluss mit lustig. Man trennte sich, Jaklitsch probierte es im
Alleingang unter dem Namen Freddy Jay, aber das haute wohl nicht so hin. Joy
versank in den Annalen des Austropop und Freddy Jay wurde zum Seer.
So wie der See ist der Seer. Der Mann wurde auch erwachsen. Dadurch
?ndert sich erfahrungsgem?ss einiges im Leben. Der Erfolg von Joy sicherte
zumindest die kreative Spielwiese f?r die Zukunft und das Haus am See samt
musikalischer Bastelstube. Die Berge, das Wasser, die Mythen. Das hinterl?sst
seine Spuren, vor allem im kreativen Schaffen. Mitte der neunziger Jahre reifte
das Projekt Seer das erste mal heran. Jaklitsch probierte in seinem Studio
einiges. Verband traditionelle Volksmusik mit modernen Grooves. Stellte
G?standenes Schr?gem gegen?ber und war doch kein Tabubrecher. Gerade im
Salzkammergut konnten die Menschen mit dem, was gemeinhin als neue
Volksmusik bezeichnet wird, schon umgehen. Hubert von Goisern, die Ausseer
Hardbradler und zahlreiche andere Protagonisten dieser Szene kamen aus der
Gegend und waren die Eisbrecher in diesem Metier. Man wurde also nicht aus dem
Dorf gejagt, wenn die Harmonika nicht so klang wie seit Jahrhunderten. 1995 war
Fred Jaklitsch so weit. Der Seer hatte sein erstes Projekt auf einige 100 St?ck
Maxi CD?s gebrannt und verteilte sie in den Wirtsh?usern und Plattenl?den
rund um die Seen. Die Reaktion liess nicht lange auf sich warten. Die
Erstauflage rentierte sich und die Angst, unverkaufte Platten im See versenken
zu m?ssen, war unbegr?ndet. Aus dem Projekt wurde recht schnell eine Band.
?Das war nicht geplant. Jemand kennt wieder jemand, der was drauf hat und dann
ist daraus eine Truppe geworden. Kein Casting, einfaches Zusammenfinden?,
erinnert sich der Mastermind. Wenn die Seer heute auf der B?hne stehen, dann
geben 9 Musiker richtig Gas. Mit dabei auch Joy-Freund Manfred Temmel, die S?ngerinnen
Sassy Holzinger & Astrid Wirtenberger, Alois Huber,
J?rgen Leitner, Hampel Spitz. Wie wohl die Seer nicht zum eigentlichen
Kreis der neuen Volksmusikanten zu z?hlen sind. Im Grunde ist die Seer-Musi Pop
mit einer Menge Einfl?sse, nicht nur regionale. Klarerweise gibt die Harmonika
Signale und G?ssl ist nicht Nashville. Schubladisierungen sollte man daher eher
lassen, zumindest passen die Seer in keine richtig rein. Sie sitzen genau
zwischen den St?hlen und da recht bequem.
1996
folgte die erste Longplay: ??ber?n see?. Erschienen bei einem Tiroler
Independent, der eigentlich dem volkst?mlichen- und Schlagerlager zuzuordnen
ist. Tyrolis in Zirl traute sich dr?ber. Man hatte den Mut, das Mastertape zu
kaufen um dabei zu sein, bei dem was sich rund um die eben aufbrechende, auch
neue Volksmusik genannt, so tat. Tyrolis hatte nichts zu bereuen. Die Debut-cd
ging ihren Weg und bremste sich unter 20.000 verkauften St?ck ein. Mehr als ein
Achtungserfolg. Longplay Nummer 2 (?Auf + der Gams nach?) sollte den Vorg?nger
toppen. Tat es aber nicht. Die TV-Spots f?r das Album verpufften und der
Konsument erwiess sich erneut als geheimnisvolles Wesen. ?Der landesweite
mediale Durchbruch gelang erst Jahre sp?ter?, weiss Jaklitsch. Und er weiss
auch, dass der Weg zum Konsumenten, zum Musikfreund, in diesem Metier ?ber
Mundpropaganda und die Hilfe des Radios f?hrte. Irrwege, wie den Support-act f?r
DJ ?tzi zu machen, erwiesen sich sehr schnell als solche. ?Die seer mussten
wachsen. Wir sind stur, lassen uns nix dreinreden?. So wie der See, sind die
Seer: sie wuchsen.
Wenn der Junischnee im Aufwind staubt. Insgesamt 8 CD?s f?hrt die
Discografie der Band nun. Darunter auch das vorletzte Album: ?Junischnee?.
erschienen 2002. ?Junischnee? gilt allgemein als der endg?ltige Durchbruch.
Die CD, mit der die Seer den endg?ltigen Sprung in die ?sterreichische
Oberliga schafften. Mehr als ein Jahr nach Ver?ffentlichung steht das Album
noch immer fest in den ?sterreichischen Charts und gilt mittlerweile als die
meistverkaufte heimische CD des Jahres. Die Platinmarke ist l?ngst ?berschritten
und die Nominierung zum ?Amadeus Austrian Music Award? nur die logische
Konsequenz der Erfolgsgeschichte.
2003:
die Band tourte zum ersten Mal bundesweit und stellte eindrucksvoll unter
Beweis, dass sie von einer Partyformation weit entfernt ist. Eine musikalische
Kompetenz und die ausgekl?gelte B?hnenshow punkteten beim Publikum voll.
Fortsetzung folgt.
2003
ist auch das Jahr der neuen CD mit dem programmatischen Titel ?Aufwind?.
Dieser hat nicht nur die Seer voll erfasst, sondern steht auch f?r eine
intuitive Reaktion der Musiker auf Zeiten in denen die K?pfe der Menschen mehr
h?ngen denn positiv in die H?he gereckt sind.
?Es
ist Zeit f?r Aufwind? meint Jaklitsch. Zeit f?r Gef?hl, miteinander,
helfende H?nde. Kopf hoch! Texte mit Tiefgang. Emotional ber?hrend, dann
wieder dynamisch antreibend.
Lieder
der Seer sind auch wirklich Lieder der Seer. Da legt niemand anderer Hand an als
der Chef selbst. Fred Jaklitsch, der Ur-Seer ist Texter und Komponist. Niemand
versteht sein Tun so wie er.
Das
war stets so und wird wohl auch immer so bleiben. ?Aufwind? ist textlich und
musikalisch in bew?hrter Seer-Tradition produziert. Wiewohl die CD doch viel
Reife verspr?ht.
Ein
vertraut gewordener Begleiter, die bereits traditionelle Pl?tt?n,
das f?r die Gegend typische Fischerboot, findet sich wieder am Cover. Die Ppl?tt?n
signalisiert Kontinuit?t in der Bewegung. Sie schwebt ?ber den See, der so
viele Geheimnisse birgt. Der Wassermann hat seinen Job schon erledigt und der
Gegend den Salzreichtum gebracht. Die Gl?cksritter werden auch in Zukunft immer
wieder in das tiefe Wasser steigen, weil die M?r vom Goldschatz nicht nur den
Wirtsleuten am See regelm?ssig zahlungskr?ftige G?ste bringt. Und wenn am
Ufer geheimnisvolle ?ltere Herren mit grauem Haar auftauchen, dann bekommt das
Ger?cht vom ?berlebenden des kistenwerfenden Sonderkommandos noch mehr Nahrung
als die Gl?cksritter vertragen. Dem Wirt ist?s recht, dem Wurm egal und der
Seer bekommt seine Kreativsch?be auch ohne den ganzen Firlefanz. Oder doch
nicht? Wer weiss. Es gibt da einen Zusammenhang zwischen all dem Tun am See
zwischen den Bergen und der Musik der Seer. Und dass der Riemen, der das Ruder
der Pl?ttn? am Boot festh?lt, eigentlich die Harnr?hre eines Stieres ist,
und die m?nnliche Kraft des Stieres somit auch ?ber seinen Tod hinaus noch St?rke
und Standfestigkeit beweist ...all das ist Teil des Seer-Biotopes, in dem Lieder
entstehen wie ?Wild?s Wasser?,
?Junischnee? und ?Aufwind?. Lieder mit Ecken und Kanten, Drive
und Tiefgang. Pop oder Volksmusik? oder beides? egal. Zwischen den St?hlen ist
Platz genug f?r das richtige Leben. Und wenn die Sonne ?ber die Felsen lugt,
dann ist das wie ein Blitzlicht, das diese Lieder einf?ngt und sie ?ber die
Berge tr?gt. Bis zum Bodensee und zum Neusiedlersee oder gar dar?ber hinaus.
-az-
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Tel: 0471/979442, Fax: 0471/981852
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